Mächtiger Vater Winehouse

Der Biografiefilm «Back to Black» ist vor allem eines: Eine Imagekampagne für Mitch Winehouse, der endlich als liebender Vater gezeigt wird. Er hat den Ruhm seiner Tochter Amy schon immer für sich genützt, jetzt kontrolliert er den Mythos.

Denise Bucher 2 min
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Mitch Winehouse (Eddie Marsan) hat Tochter Amy (Marisa Abela) im Griff. Auch im übertragenen Sinne.

Mitch Winehouse (Eddie Marsan) hat Tochter Amy (Marisa Abela) im Griff. Auch im übertragenen Sinne.

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Diesmal wird Mitch, der Vater von Amy Winehouse, sehr zufrieden sein. Ein so schmeichelhaftes Bild, wie Regisseurin Sam Taylor-Johnson von ihm in «Back to Black» zeichnet!

Es ist durchschaubar eine Korrektur davon, wie Asif Kapadia den Vater Winehouse 2015 im Dokumentarfilm «Amy» zeigte: als einen, der seine Tochter nicht bedingungslos beschützt, sondern pusht und sie kontrolliert. Die Eltern von Amys Ex-Mann Blake Fielder-Civil sollen ihn «The Fat Controller» genannt haben. Ausserdem wollte der Vater auch etwas vom Ruhm seiner Tochter für sich haben.

Wie Mitch Winehouse, selbst auch ein Musiker, die Aufmerksamkeit, die Amys Drogensucht generierte, eifrig für sich selbst nützte, zählte der «Guardian» 2009 auf: Der ehemalige Taxifahrer habe nun seine eigene Online-Gesprächssendung, seinen Dokumentarfilm «My Daughter Amy» gemacht, einen Plattenvertrag in Aussicht, er sei regelmässig auf Sofas in Fernsehstudios anzutreffen und sogar als Experte vor den Sonderausschuss für innere Angelegenheiten eingeladen worden. Thema: Kokainhandel.

«Back to Black» von Taylor-Johnson (der Regisseurin von «Fifty Shades of Grey») ist ein Märchen voller Liebeskummer, in dem selbst Crack-Konsum ästhetisch aussieht. Sie überzieht das lebenslange Leiden der Sängerin an psychischen Krankheiten und ihrer Sucht mit einer dicken Schicht aus Puder. Nur das Nötigste schimmert noch durch. Und Mitch? Ist immer für seinen Engel da.

«Back to Black» von Sam Taylor-Johnson.

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Indem Sam Taylor-Johnson Amy Winehouse (Marisa Abela) kaum arbeitend und selten leidend zeigt, nimmt sie der Künstlerin alles weg, was sie ausmachte und wofür man sie kannte. Sie nimmt sie nicht ernst, um dafür ihrem Vater (Eddie Marsan) zu huldigen. Dass das geschieht, dafür sorgte die Familie selbst, die als ausführende Produzentin am Film beteiligt war. Wobei Familie eigentlich Mitch meint.

Er selbst, so Mitch, könne den Film natürlich nicht machen, er sei ja ihr Vater. Aber man würde die richtigen Leute finden. Als es ans Loslegen ging, erzählten die Produzentinnen von Monumental Pictures in der britischen Presse, sie seien geehrt, dass «Mitch Winehouse uns die Geschichte der grossartigen Amy anvertraut hat».

In seinem Buch «Amy, My Daughter» schreibt Mitch Winehouse wenig über den kulturellen Einfluss seiner Tochter, aber lässt durchblicken, wie sehr er Blake Fielder-Civil verabscheute und es hasste, dass der Song «Back to Black» von ihm handelte. Im Biografiefilm platziert Sam Taylor-Johnson dieses Lied nun prompt so, dass die Zeilen «We only said goodbye with words» sich nicht auf Amys Ex, sondern auf den Tod ihrer geliebten Oma beziehen.

«The Fat Controller» hat sich um seine Tochter gekümmert, ihren Ruhm für sich genützt, und jetzt kontrolliert er den Mythos.

Für den Vater der Bösewicht: Blake Fielder-Civil (Jack O’Connell).

Für den Vater der Bösewicht: Blake Fielder-Civil (Jack O’Connell).

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